Schiedsrichter aus dem Bezirk im Interview

Kai-Peter König – Henrik Rösch – Martin Appel

Nach dem zuletzt Schiedsrichter aus dem Neckarelzer Lager befragt wurden, werden diesmal drei Unparteiische aus verschiedenen Vereinen des Bezirks interviewt.

Die Bedeutung der Schiedsrichter soll damit weiter unterstrichen werden. Es besteht zudem die Hoffnung den ein oder anderen Leser für einen Schiedsrichterlehrgang begeistert zu kann. Es werden gut organisierte Schiedsrichterlehrgänge angeboten und für die HA Neckarelz ist die Unterstützung hierbei selbstverständlich.

Nun werden die 3 befragten Referees, die sowohl im Team, als auch im Einzel unterwegs sind, kurz vorgestellt: Kai-Peter König (@TV Flein) begann bereits vor 34 Jahren die Spielleitung zu leiten, Henrik Rösch (@TSB Horkheim Hunters) kommt in seine fünfte und Martin Appel (@TB Richen) in seine dritte Saison.

 

@Kai: Du bist der erfahrenste Schiedsrichter in der Runde und bist auch auf HVW-Ebene im Einsatz. Wie unterscheiden sich die unteren Spielklassen mit den höheren aus Sicht des Spielleiters?

Hallo PiranHAs, danke, dass Ihr auch den Schiedsrichter auf eurer Plattform eine Stimme gebt.

Unterschiede gibt es hauptsächlich im körperlichen Bereich und auch die technischen Fehler werden je höher es geht weniger. Hier muss man sich drauf einstellen. Einfach gesagt, nicht jeden Rempler muss man ahnden und nicht jeden Schritt muss man mitzählen. Bzgl. des Drucks von außen/der Stimmung auf den Rängen ist es unterschiedlich. Im Verband finden manche Spiele vor 1.000 Zuschauer statt, bei 2. Mannschaften können es aber auch mal nur 50 sein. Andererseits hattet Ihr im Bezirk bei Eurem letzten Derby über 700 Zuschauer und auch pilgert eine beachtliche Zahl eurer Fans zu den Auswärtsspielen.

Da können einige Württembergligisten nicht mithalten.

 

@Henrik: Du hast es als junger Schiedsrichter schon früh in höherklassigen Ligen geschafft und hast uns auch in der Landesliga gemeinsam mit Kai König pfeifen dürfen. Was kannst du aus den HVW-Ligen berichten? 

Der Handball in den Verbandsligen ist von der Spielqualität her meistens schneller, sicherer und es werden deutlich weniger technische Fehler gemacht als auf Bezirksebene. Außerdem spielen die meisten Mannschaften schneller von hinten raus, wodurch wir Schiedsrichter dann natürlich auch schneller umschalten und das Spiel auch mehr „lesen“ bzw. Situationen vorausahnen müssen. Ein weiterer großer Unterschied ist, dass im Verband alle Spiele gefilmt werden. So kann man sich ein bisschen auf anstehende Spiele vorbereiten und auch eigene Spiele nachbereiten. 

 

@Martin: Wie Henrik bist du auch ein Handballtorhüter. Dadurch hast du auch als Spieler ähnliche Sichtweise zum Spiel und kannst das geschehen oftmals beobachten. Versetzt du dich beim eigenen Spiel auch mal in die Rolle des Schiedsrichters oder bist nur auf dein eigenes Spiel fokussiert?

Der Rollenspagat ist dabei natürlich nicht immer einfach zu bewältigen, da ich sowohl als Torwart als auch als Schiedsrichter das Spiel aus der jeweils anderen Rolle beobachte. Dies beschert mir im eigenen Spiel hin und wieder auch ein wenig Kritik meiner Mitspieler, doch für Schiedsrichter ist Kritik ja nichts all zu Außergewöhnliches. Was ich jedem Torwart, der auch an der Pfeife aktiv ist, nur empfehlen kann, ist auch im Training und wenn möglich auch im Spiel ab und zu das Feldspieler-Trikot anzuziehen. Denn vor allem wenn es darum geht zu beurteilen, ob es dieser oder jener Körperkontakt regelgerecht oder regelwidrig war, helfen Erfahrungen aus erster Hand.

 

@Kai: Du hast vor einem Jahr das Amt des Schiedsrichterwarts des Bezirks Heilbronn-Franken angetreten. Was kannst du aus deinem ersten Jahr im Amt berichten?

Aufgrund der Corona-Krise und dem vorzeitigen Saisonabbruch konnten wir noch nicht so viel bewegen. Angesetze Lehrgangsmaßnahmen durften nicht durchgeführt und ambitionierte Teams konnten nicht beobachtet werden. Stand heute rechnen wir mit einem normalen Rundenbeginn nach den Sommerferien. Ob und wie der Vorbereitungslehrgang (Online- oder Präsenzveranstaltung) stattfindet, wollen wir im Handballverband Württemberg einheitlich regeln. Einen Neulingslehrgang werden wir so schnell wie möglich anbieten. Zudem haben wir für die etwas „Jüngeren“ und interessierten Eltern, den Kinderhandballspielleiter im Angebot. Mehr dazu erfahrt Ihr bei Henrik Rösch.

 

@Henrik: Als Schiedsrichter trägt man oft die Verantwortung für schwierige Entscheidungen. Dazu gehört auch die Entscheidung über den Spielabbruch unseres Auswärtsspiels in Heilbronn, nachdem eine Lampe von der Decke stürzte. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass es die absolut richtige Entscheidung war. Wie geht man damit um, wenn mal nicht jeder mit deinen Entscheidungen zufrieden ist?

Die meisten Gedanken macht man sich denke ich selbst. Dass du es nicht allen recht machen kannst, gehört zum Job. Man denkt auch noch weiter über knifflige Situationen nach, in denen man nicht 100% mit sich selbst einig war. Wichtig ist aber, dass das im Innern bleibt und du weitermachst, die Situation für das Spiel abhakst. Das fällt mir nicht immer ganz einfach, ich bin eher der Kopfmensch und mache mir nach dem Spiel dann schon eine Menge Gedanken. Hinterher kann man dann immer mit den Leuten drüber reden, ob es vielleicht auch anders hätte entschieden werden können, aber im Spiel musst du in Sekundenbruchteilen deine Entscheidung treffen und dann auch hinter ihr stehen. Genau das macht aber auch die Schiedsrichterei aus: „Du musst Spaß dran haben, Entscheidungen zu treffen.“ 

Dieses Spiel in Sontheim war auf viele Weisen einzigartig – und bleibt es auch hoffentlich! Es war Dennis‘ und mein erstes Pflichtspiel in der Bezirksliga als Gespann und ohne einen Betreuer o.ä., da war man dann vor dem Spiel schon etwas angespannt. Ich finde auch, dass es richtig war, abzubrechen, um niemanden durch die Glassplitter zu gefährden. Ich sehe dieses Spiel ein bisschen wie eine Feuertaufe, die wir dann (hoffentlich) bestanden haben. 

 

@Martin: Seit letzter Saison bist du im Gespann mit @Sebastian Schmitz von der HSG Lauffen/Neipperg unterwegs. Kurz vor Corona-Abbruch habt ihr selbst gegeneinander gespielt, wobei der eine den Klassenerhalt perfekt machen konnte und der andere den Abstieg besiegelt hat. Wie war euer gemeinsamer Pfiff am nächsten Tag?

Der Klassenerhalt und Sieg für die HSG war natürlich verdient. Für uns war es ernüchternd, da wir aufgrund der vielen Ausfälle auch in diesem Spiel kein Bezirksliga-Niveau an den Tag gelegt hatten. Nach der Partie gab es für uns dann doch noch etwas Erfreuliches, nämlich ein Kasten Bier vom Gegner. Diesen hatte uns Sebastian beim Hinspiel versprochen, als wir als Heimmannschaft die Trikots wechseln mussten. Natürlich haben wir dann auch gemeinsam angestoßen, und es ist auch nicht nur bei einem Bier geblieben. Am nächsten Morgen waren wir dann keine Gegner mehr, sondern ein Team und haben um 11 Uhr ein A-Jugend Bezirksligaspiel angepfiffen. Trotz der ein oder anderen Nachwehe vom Vorabend wurde uns hier von beiden Mannschaften eine gute Leistung bescheinigt.

 

@alle: Nicht nur während der Saison leitet ihr ein Spiel nach dem anderen, denn auch auf dem internationalen Osterturnier in Biberach seid ihr gemeinsam im Einsatz. Biberach an der Riß ist für die PiranHAs kein unbekanntes Pflaster. Da es die Heimatstadt der Halder Familie ist, kam es dort vergangenes Jahr zum Mannschaftsausflug der Herrenmannschaft und hat dabei einen bleibenden Eindruck in den Köpfen der PiranHAs hinterlassen. Was könnt ihr uns über die Stadt und das Turnier berichten?

Kai:

Über die Stadt kann ich leider nur sehr wenig berichten, da der Zeitplan während des von der @TG Biberach Handball seit Jahren hervorragend organisierten Turniers nur kurz Zeit lässt, die örtliche Gastronomie zu erkundschaften. Ansonsten sieht und lebt man die Ostertage nur Handball. Entweder man sitzt am Kampfgericht, pfeift selbst, schaut den Kollegen zu, diskutiert mit Trainer oder pflegt Freundschaften. Insgesamt ist es aber ein großes Happening, auf dass sich jeder „Infizierte“ jedes Jahr aufs Neue freut!

Henrik:

Die Stadt Biberach hat am Turnierort eine unglaubliche Sportstätteninfrastruktur. Es gibt in naher Umgebung zueinander 5 Sporthallen und 3 Schulen, in denen die Spiele und die TeilnehmerInnen sich bewegen. Davon kann unsere Region nur träumen. Das IBOT ist jedes Jahr wieder ein Highlight, auch wenn es in diesem Jahr leider ausgefallen ist. Ich habe es jetzt als Spieler, Betreuer und Schiedsrichter (2x) erlebt und finde, dass es als Schiri am meisten Spaß macht, auch wenn man in dieser Rolle mit Abstand am meisten im Einsatz ist. Man lernt unglaublich viele neue Leute kennen und kann sich über den Handball in ganz Deutschland austauschen, sieht auch was in anderen Ecken von Deutschland so gespielt wird. Außerdem bekommt man als Schiedsrichter nur hochklassige Jugendspiele zum Leiten eingeteilt, wodurch man mit jedem Spiel weitere Erfahrungen sammeln kann. Dazu bekommt man ein ganzes Wochenende voll mit Handball, was will man mehr!?

Martin: Leider ist das Turnier 2020 dem Corona-Virus zum Opfer gefallen. Daher ist die Vorfreude auf 2021 umso größer und wir hoffen, dass das Turnier im bewährten Rahmen stattfinden kann. Für mich war es 2019 etwas Besonderes als Schiedsrichter im ersten Jahr Spiele mit Mannschaften aus der Jugend-Bundesliga zu leiten

. Das riesige Turniergelände mit seinen fünf Hallen, in denen zeitgleich gespielt wird, haben wir nur selten verlassen, etwa zum Einkaufen oder am ersten Abend, als wir Schiedsrichter gemeinsam im Café Berlin eingekehrt sind.