Partner Interview: Schiedsrichter der HA Neckarelz

Nico Georgi – Rene Oeß

Hunderte Zuschauer strömen regelmäßig in die Pattberghalle und in andere Handballsportstätten, um regelmäßig Profi-, Amateur- oder Jugendhandball zu sehen.

Ohne Schiedsrichter wäre das nicht möglich. Nico Georgi ist, seit er das zum pfeifen berechtigte Alter von 16 Jahre erreicht hat, aktiver Schiedsrichter der HA Neckarelz. Rene Oeß war 10 Jahre für uns als Schiedsrichter im Einsatz. In folgendem Interview werden beide über ihre Tätigkeit als Referee berichten und erhoffen uns dadurch auch bei dem ein oder anderen Leser das Interesse am Schiedsrichterwesen zu wecken.
Als Verein würden wir auch keinen Neuzugang einfach so ins kalte Wasser schmeißen, sondern fördern jeden auf seinem Weg zum ausgebildeten Spielleiter. Der württembergische Handballverband erläutert unter folgendem Link den Job des Handballschiedsrichters. https://www.hvw-online.org/lehrwesen/schiedsrichter

 

@Nico: Du spielst schon seit über 10 Jahren selbst Handball und kommst nun in deine dritte Saison als Schiedsrichter. Du hast auch nicht gezögert und gleich mit 16 Jahren damit angefangen. Wie bist du darauf gekommen? 

Ich wollte schon längere Zeit wissen, wie es ist, nicht nur als Spieler auf dem Feld zu agieren. Als unser ehemaliger Trainer gefragt hatte, ob jemand Interesse hat, sich auch mal Schiedsrichter zu versuchen, habe ich diese Chance genutzt und habe kurz darauf einen Lehrgang als Schiri-Frischling durchlaufen. Ich kann es nur jedem empfehlen, der daran Interesse hat, sich anzumelden, denn Schiedsrichter werden dringend benötigt. Es ist auch mal ein wundervolles Gefühl der Chef im Ring zu sein. Nebenbei verdient man sich auch nettes Taschengeld für ehrliche und wichtige Arbeit.

 

@Rene: In deiner Zeit als Referee hast du eine steile Kariere hingelegt und es bis in die Baden-Württemberg Oberliga geschafft. Dabei musstest du viel Zeit opfern und einige Kilometer bewältigen.

Wir (also mein Partner Gilles und ich) durften bis zur Württembergliga Männer und Baden-Württemberg Oberliga Frauen pfeifen. Dementsprechend groß war auch das Gebiet in dem wir eingesetzt wurden. Soweit ich mich noch erinnern kann, war das am weitesten entfernten Spiel in der Nähe von Wangen und damit beinahe am Bodensee. Es ist zwar wahnsinnig viel Zeit für das Pfeifen drauf gegangen, aber es hat dennoch eine Menge Spaß gemacht. Wir waren fast jedes Wochenende in einer anderen Halle und haben eine Menge Leute kennengelernt und viele interessante (und auch weniger interessante) Spiele gesehen. Man hat eine verantwortungsvolle Aufgabe und muss sich auch in brenzligen Situationen beweisen, dabei kann man eine Menge Erfahrung sammeln die einen auch persönlich prägen. Als netten Nebenverdienst kann man sich mit seinem Hobby schließlich auch ein wenig dazu verdienen.

 

@Nico: Es gibt sicher viele interessierte, die sich nicht trauen bei einem Schiedsrichterlehrgang anzumelden. Gleich mit 16 Jahren hast du den Mut gezeigt und den Lehrgang erfolgreich durchlaufen. Würdest du heute diesen Schritt nochmals eingehen? 

Ich würde es immer wieder tun und mir ist aufgefallen, dass man als 16-jähriger sehr viel Anerkennung und Respekt bekommt, dass man sich diesen Schritt getraut hat. Es ist aber völlig egal, ob man jetzt 16 ist oder über 30, man muss einfach mal den Mut zeigen.

 

@ Rene: In den 15 Jahren, in denen du für Neckarelz Handball gespielt hast, hattest du von deinem Elternhaus aus den kürzesten Weg an die Pattberghalle. Inzwischen lebst du in München und hast aufgrund von Job und Familie keine Zeit mehr aktiv Handball zu spielen oder als Unparteiischer Spiele zu leiten. Wenn du auf deine Zeit als Schiedsrichter zurückblickst, welche Spiele sind dir noch besonders in Erinnerung geblieben? 

Da gab es einige Spiele, insbesondere Derbys waren immer besonders spannend und oft auch sehr emotionsgeladen. Tatsächlich kann ich mich noch gut an ein Spiel erinnern, das ich alleine geleitet habe. Dabei musste ich die Neckarelzer Männer 2 auswärts pfeifen. Das war sicher ein Fehler in der Einteilung, aber ich musste dennoch ran. Am Ende gab es mehrere rote Karten (u.a. auch für Neckarelz) und ich habe das Spiel abgebrochen da sich die Heimmannschaft weigerte weiter zu spielen. Da war die Stimmung am Kochen und ich war ehrlich gesagt froh, als es vorbei war. Zusammen mit Gilles habe ich aber auch eine Menge spannender Derbys vor vollen Zuschauerrängen gepfiffen. Und wenn 500 oder mehr Zuschauer mal richtig Stimmung machen, dann ist das schon eine super Atmosphäre und macht auch als Schiedsrichter sehr viel Spaß.

 

@beide: Als Schiri bekommt man von den Zuschauerrängen die verrücktesten Dinge zu hören. Sind euch noch ein paar verrückte Kommentare im Kopf geblieben? Nehmt ihr diese Kommentare überhaupt wahr oder könnt ihr das ausblenden? 

Rene:

Grundsätzlich ist man schon auf das Spiel fokussiert, aber das ein oder andere bekommt man schon mit, besonders in Hallen in denen die Zuschauer sehr nah am Feld sitzen. Einiges von dem was man sich da so anhören musste, möchte ich hier auch lieber gar nicht wiedergeben. Aber es gab selbst nach hitzigen Spielen oft viele vernünftige Zuschauer und Spieler, mit denen man sich nach dem Spiel noch sehr gut über das Spiel unterhalten konnte. Daher erinnere ich mich auch eher an diesen positiven Aspekt.

Nico:

Einmal kam nach einem Spiel ein älterer Herr zu mir und sagte, dass ich mein Bestechungsgeld abholen und die Pfeife an den Nagel hängen soll. Ich habe ihn einfach mal zu einem Neulingskurs eingeladen. Ich glaube aber, dass er diesen Termin bis heute nicht wahrgenommen hat. Ich nehme sowas immer mit Humor. Es bringt nichts sich darüber aufzuregen. Solche Idioten wird es halt immer geben, aber da kann man einfach nichts machen ;)